Historie

1884

Es war zu Beginn des Jahres 1884, als sich eine kleine Gruppe von Borghorster Bürgern zusammenfand, um auch in diesem kleinen Ort von damals etwa 5.000 Seelen einen Turnverein ins Leben zu rufen. In mehreren anderen Städten und Ortschaften der Umgebung, darunter auch in Burgsteinfurt, waren bereits in den sechziger Jahren Vereine zur Leibesertüchtigung, die auf die Idee von Turnvater Friedrich Ludwig Jahn zurückgingen, begründet worden.

So richtete man am 18.04.1884 ein Schreiben an die Verwaltung zu. Hd. von Herrn Amtmann Vormann:" Ew. Wohlgeboren erlaube ich mir beigeschlossen die Statuten des sich hier gebildeten Turn-Vereins mit der Bitte gehorsamst vorzulegen, ein Exemplar nach evtl. Bestätigung an mich geneigtest zurückzusenden zu wollen. Der Präses des Borghorster Turnvereins gez. Werneking."

Die behördliche Genehmigung lässt nicht so lange auf sich warten, denn einige Tage später werden die Statuen mit dem Genehmigungsverfahren "ergebenst zu rückgereicht", der Turnverein darf als begründet gelten. Unter den Gründern der Vereins, die die Statuten unterzeichnet haben, finden sich bekannte Borghorster Namen, es sind Gewerbebetreibende und in der Verwaltung Beschäftigte: außer dem Präsens Wernekink der 1.Turnwart Baumeister, 2.Turnwart Diefenthal, sowie als Beigeordnete Reinermann, C.H. Pußke, H. Brader, O. Klacher, Ernst Grafe, C. Mummenhoff, Alb. Debray und Chr. Diekers.

"Der Zweck des Vereins ist: Gemeinschaftliches Betreiben von Turnübungen im weitesten Sinn zur Ausbildung des Körpers und zur Befestigung der Gesundheit. Diesen Zweck sucht der Verein zu erreichen durch Turnübungen, Turnfahrten und Turnfeste", so lautet Paragraph 1 der Satzung. Recht streng muten die Bräuche aus heutiger Sicht an, wenn es in §10 heißt:" Jeder Turner ist verpflichtet, zu den ordentlichen Turnübungen regelmäßig zu erscheinen. Wer viermal hintereinander ohne jedesmalige triftige Entschuldigung am Ringturnen nicht Teil genommen, erhält eine Anmahnung vom Turnwart. Unterlässt der Angemahnte an dem nächstfolgenden Turnabend zu erscheinen, so wird er vom Vorstand unter Mitteilung des Grundes an den Verein, aus demselben ausgeschlossen".

Mit preußischer Gründlichkeit wird ebenso festgehalten, wie die Aufnahme von Mitgliedern ("jeder unbescholtene Mann ab dem vollendeten 16. Lebensjahre") und wie die Einberufung der Versammlung zu erfolgen hat. Die Kenntnis der Statuten wird zur Pflicht gemacht. Der monatliche Beitrag beträt 50 Pfennig, im voraus zu entrichten. Dass es bei den von nun an wöchentlich stattfindenden Turnabenden nicht ebenso preußisch zuging, bleibt nur zu hoffen.

Als Turnhalle dient in jener Zeit der Saal der Gaststätte Cohausz (heute Hotel-Restaurant "Lindenhof") an der Dumter Straße. Unter "Turnen" versteht man damals jedoch nicht nur Übungen am Gerät, sondern jegliche Art körperlicher Ertüchtigung, auch die Leibesübungen im Freien. ("Sport" ist zu dieser Zeit noch kein Wort der deutschen Umgangssprache). Dieses "Turnen" ist jedoch weiten Kreisen der Bevölkerung noch unbekannt. Sicher haben die Borghorster Arbeiter, Handwerker und Bauern denen es nicht an körperlicher Bewegung und Beschäftigung mangelte (in der Fabrik galt die 60-Stunden-Woche), das Treiben der Turnbrüder zunächst etwas skeptisch verfolgt.

1890

Dies ändert sich jedoch, als 1890 Turnbruder Karl Rheinländer dem Verein Beitritt und kurz darauf den Vorsitz übernimmt. Ihm gelingt es, auch andere Berufsschichten für das Turnen zu gewinnen. Erstmals treten nun auch einige Textilarbeiter, später auch Landwirte dem Verein bei.

1891

Im September 1891 wird ein Turnfest in Borghorst gefeiert, zu dem mehrere auswärtige Vereine, wie der bereits einige Jahre zuvor begründete "Turnverein Jahn" aus Burgsteinfurt, eingeladen sind.

Ein weiteres wichtiges Ereignis bringt das Jahr 1891 mit sich. Am 11.10.1891 wird die Fahne des Vereins feierlich geweiht. Es ist die schöne von Malermeister und Anstreicher August Eick handgemalte Vereinsfahne mit den vier F, die noch heute bei besonderen Ereignissen getragen wird. Das Schreiben an Amtmann Vormann lautet: "Der hiesige Turnverein beabsichtigt, am 11.ers. ein Turnfest mit gleichzeitiger Fahnenweihe zu feiern. Bezüglich der letzteren gestatten mir an Eur. Wohlgeboren das ergeb. Ersuchen zu richten, und als Vertreter Ihrer Behörde die beschaffene Fahne zu überreichen. Als Freundin edler Kunst hoffen wir, an Eur. Wohlgeboren keine Fehlbitte gethan zu haben und ist unterzeichneter Vorstand gern zu einem Gesuch betreffs diesbezügl. Verhandlungen bereit. Der Vorstand des Turnvereins Borghorst. Ja.A. Kuntze, Schrift- und Kassenwart".

1892

Auch in den folgenden Jahren kommt neben der sportlichen Ertüchtigung die Geselligkeit nicht zu kurz, wie aus den Akten hervorgeht. Von einem Turnfest im September 1892 heißt es: "Unterzeichneter Verein bittet um die Erlaubniß, am Sonntag den 4.ers. Nachmittags 3 Uhr einen Festzug durch den Ort halten zu dürfen. Gleichzeitig soll Abends ein Ball veranstaltet werden, wozu wir gefl. Genehmigung nachsuchen. Derselbe findet in geschlossener Gesellschaft statt, indem nur geladene Gäste Zutritt haben."

1895

Am 10.02.1895 findet in Münster der Gauturntag statt. Auch der Borghorster Turnverein ist dabei. An diesem Tag wird beschlossen, einen eigenen Münsterländer Turngau zu gründen und sich von dem bis dahin bestehenden Hellweg-Märkischen Turngau zu trennen. Borghorst gehört zu den 11 Vereinen die den Münsterländer Turngau ins Leben rufen. Im gleichen Jahr nehmen 25 aktive Borghorster Turner am Bezirksturnfest in Rheine teil. Unter ihnen ist u.a. auch Eduard Altena, der damals beste Läufer und Springer des Turnbezirks.

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